ULRIKE BEIMPOLD & KARL MARKOVICS

SUPERWELT

Eine Kleinstadt südöstlich von Wien. Gabi Kovanda führt dort ein ruhiges Leben zwischen Familie und ihrer Arbeit im Supermarkt. Den Alltag haben sie und ihr Mann Hannes fest im Griff. Tochter Sabine ist bereits ausgezogen, Sohn Ronnie absolviert gerade seinen Bundesheerdienst; er wohnt noch zu Hause, aber auch er ist bereits auf dem Sprung.

Obwohl Gabi wie gewohnt den Haushalt schupft und ihren familiären Pflichten nachkommt, ist plötzlich irgendetwas ganz anders. Nach einer Trainingsstunde mit den Frauen in der örtlichen Turnhalle, wird sie auf der Straße von etwas eingeholt. Es ist nicht zu sehen und nicht zu hören. Nicht für die anderen. Nur für Gabi ist sie da, die Stimme.

Zu Hause scheint alles wieder normal: Hannes kommt von der Arbeit, sie unterhalten sich über die kaputte Waschmaschine und den vergangenen Tag. Aber als Gabi später, nach dem Bügeln, den Fernseher ausschaltet, ist da wieder etwas im Raum.

Gabi wird zunehmend aus der Bahn geworfen, sie wird von der Stimme wie von Geisterhand bedrängt. Sie will es nicht wahrhaben, kann mit niemandem darüber reden. Sie sucht nach einem Ausweg, sie kann nicht mehr alleine damit fertig werden, will sich endlich jemandem anvertrauen. Zuerst versucht sie das auf quasi neutralem Boden an der Autobahntankstelle, wo Helli aus dem Aerobic-Kurs arbeitet. Aber noch schafft sie es nicht, sich zu öffnen, immer verzweifelter werden die Ausbruchversuche, immer massiver wird ihr Leben von „der Stimme“ bestimmt. Gabi geht zum Arzt, aber auch dort findet sie keine Erleichterung. Nachts sitzt sie alleine im dunklen Zimmer und verhandelt mit sich selbst. Erst bei einem nächtlichen Spaziergang bricht es aus ihr heraus: „Was wollen Sie von mir? Warum ausgerechnet ich?“, fragt sie den Geist, den Gott, der sie in den Wahnsinn treibt.

Am nächsten Tag kommt die Tochter Sabine mit ihrem Mann zu einem Familienessen vorbei. Gabi versucht, ihre Routine weiterzuführen. Aber inzwischen fällt sogar ihrer Familie auf, wie zerstreut und anders sie ist. Die Begegnung mit zwei Zeugen Jehovas lässt für Gabi innere Schranken aufbrechen. Kann sie sich auf ein Gespräch über Gott einlassen, kann man das Unaussprechliche aussprechen?

In dieser Nacht erwacht Gabi, im Garten brennt eine Hecke lichterloh. Sie geht am nächsten Morgen zur Arbeit in den Supermarkt, um wenig später wegzulaufen. Eine Odyssee beginnt.

Hannes kann die Vorgänge und Veränderungen nicht akzeptieren. Er versucht, zu Hause den Alltag aufrechtzuhalten, aber schon ein Gespräch mit dem Nachbarn über die verbrannte Hecke hinweg löst eine Eskalation aus. Gabi ist verschwunden, ihr Handy liegt in der Küche. Vorbeifahrende Menschen haben sie auf der Landstraße scheinbar ziellos herumwandern gesehen. Und auch Ronnie sieht seine Mutter zufällig während einer Fahrt im Bundesheer-LKW. Das kann und will nun keiner mehr verstehen.

Hannes macht sich auf, Gabi zu suchen. Zunächst wendet er sich an Helli, die er verdächtigt, die Krise bei Gabi ausgelöst zu haben, beging er doch vor ein paar Jahren mit ihr einen Seitensprung, von dem Gabi jetzt vielleicht erfahren haben könnte. Hannes findet das unversperrte Auto, dann auch Gabi. Aber Gabi zieht alleine und rastlos weiter. Sie begegnet auf ihrer Reise vielen Menschen, mit denen sie ins Gespräch kommt: dem Berufsfahrer, der meint, dass sie sich von der Brücke stürzen will; der Hochzeitsgesellschaft, die sie ungesehen in der Kapelle zurücklässt.

Ein verheerendes Gewitter zieht über die Landschaft hinweg. Gabi ist in großem Aufruhr – und endlich folgt die erlösende Stille. Gott lässt sie los, und als Hannes sie findet, ist sie erschöpft, aber auch bereit zurückzufinden: zu ihrer Familie und in ihr Leben. 

 

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